Wie sich pharmakologische Datenbanken zum Vorteil von Patienten nutzen lassen. Am Universitätsklinikum Heidelberg arbeiten Ärzte erfolgreich mit einem digitalen Medikamentenrezept. Die neue Software verhindert, dass Patienten Medikamente in Dosierungen oder Kombinationen erhalten, die möglicherweise gefährlich sind. Dies erhöht unter anderem die Sicherheit für Nierenkranke.In Deutschland sind zehntausende verschiedener Medikamente auf dem Markt. Welche Nebenwirkungen die einzelnen Arzneien haben können und wie sich verschiedene Mittel in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen, ist selbst für Experten kaum noch überschaubar. An der Universität Heidelberg haben klinische Pharmakologen unter der Leitung von Professor Walter E. Haefeli deshalb eine Software für die Medikamentenverordnung entwickelt ? das System A i DRezept*. Im Rahmen einer Pilotphase arbeiten bereits mehrere Abteilungen des Heidelberger Universitätsklinikums erfolgreich mit diesem digitalen Medikamentenrezept. Haefeli: ?Bei den über 6.000 Rezepten, die mithilfe der Software bislang erstellt wurden, konnten riskante Medikamentenkombinationen weitestgehend vermieden werden.? Das Projekt, das wegen der guten Erfahrungen auf das gesamte Uniklinikum Heidelberg ausgedehnt werden soll, wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell gefördert. Ärzte, die ihren Patienten mithilfe des A i DRezeptes Medikamente verordnen möchten, geben die Namen der Arzneimittel in ein Formular auf dem Computerbildschirm ein. Der Rechner ist mit pharmakologischen Datenbanken verbunden, in denen Informationen über Medikamente, ihre Nebenwirkungen und bekannte Wechselwirkungen mit anderen Arzneien abrufbar sind. Automatisch gleicht der Computer die vom Arzt verordneten Medikamentenkombinationen mit den Informationen der Datenbanken ab. Wurden Kombinationen gewählt, die möglicherweise gefährlich sind, warnt das Programm den Arzt. Auch wenn zwei Medikamente mit dem gleichen Wirkstoff eingegeben wurden, erscheint eine Fehler-Meldung auf dem Bildschirm. Eine weitere Programm-Option soll Patienten mit Funktionsstörungen der Nieren schützen. Haefeli: ?Etwa jedes siebte Arzneimittel wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden. Im Falle einer Einschränkung der Nierenfunktion müssen viele Wirkstoffe deshalb niedriger dosiert werden. Sonst besteht die Gefahr, dass sich Arzneistoffe im Körper ansammeln.? Das A i DRezept berechnet für den einzelnen nierenkranken Patienten die optimale Medikamentendosis. Dafür werden automatisch Blutwerte, Geschlecht und Gewicht des Patienten herangezogen. Einen Service, der auf dieser Komponente des A i DRezeptes aufbaut, können auch Ärzte außerhalb des Uniklinikums Heidelberg, die über einen Internet-Zugang verfügen, bereits in Anspruch nehmen: Unter www.dosing.de lässt sich online und in Sekundenschnelle die optimale Medikamentendosis für nierenkranke Patienten berechnen. Die Anwendung des A i DRezeptes am Universitätsklinikum Heidelberg zeigt, dass sich die Software gut in die ärztlichen Arbeitsabläufe integrieren lässt. Viele Rezepte werden innerhalb einer Sekunde zusammengestellt, die Hälfte innerhalb von 80 Sekunden geschrieben. Haefeli sieht deshalb gute Chancen, das A i DRezept bald auch in anderen Kliniken und in Arztpraxen einzusetzen. ?Die pharmakologischen Datenbanken, in denen die relevanten Informationen zu Medikamenten verzeichnet sind, lassen sich über das Internet prinzipiell von jedem Computer aus erreichen. Da das A i DRezept in jedem lokalen Netzwerk eingesetzt werden kann, ist eine Verbreitung des Systems unkompliziert.? *A i D steht für Arzneimittel-Informations-DiensteMan kann uns auf der Medica besuchen: Halle 3 BMBF Stand und Bayern Innovativ GmbH Stand
Dr. Simon Schmitt
Medizininformatiker :: Arzneimitteltherapiesicherheit :: Software as a Medical Device :: LEGO Serious Play Facilitator :: NLP Coach