Vor 35 Jahren ein Pionier: Studiengang “Medizinische Informatik”

Kooperation der Universität Heidelberg und der Hochschule Heilbronn mit internationalem Modell-Charakter / Beste Berufschancen für Absolventen

Der weltweit erste Studiengang in Medizinischer Informatik ging vor 35 Jahren als Kooperation der Universität Heidelberg und der Hochschule Heilbronn an den Start. Mittlerweile gibt es rund 1400 Absolventen mit besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Wenn ein Mensch erkrankt, fallen von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Abrechnung eine Vielzahl von Daten an – ein weites Arbeitsfeld für Medizinische Informatiker, die heutzutage unverzichtbar in Krankenhäusern, der Industrie, der Softwarebranche und bei Krankenkassen sind.

Die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort

Ohne Informatik ist moderne Medizin nicht denkbar: Eine Fülle von Informationen muss gesammelt, strukturiert und so klassifiziert werden, dass sie von Computern verwertet werden kann. Die Aufgaben der Medizinischen Informatiker sind so vielfältig wie das Gesundheitswesen selbst. Sie organisieren beispielsweise den Datenaustausch, simulieren Operationen oder entwickeln bildgebende Verfahren, mit denen die Diagnose von Krankheiten erleichtert wird.

Durch den rasanten medizinischen Fortschritt ist die Informationstechnologie unentbehrlich geworden. Die Universität Heidelberg und die Fachhochschule Heilbronn haben diesen Trend bereits vor 35 Jahren erkannt – und gemeinsam den weltweit ersten Diplomstudiengang Medizin-Informatik ins Leben gerufen, der heute internationalen Modellcharakter besitzt. „Nicht nur die Studieninhalte waren für die damalige Zeit neu und innovativ – auch die enge Zusammenarbeit einer Universität mit einer Fachhochschule galt als höchst ungewöhnlich“, erinnert sich Professor Dr. Hartmut Dickhaus, Leiter der Sektion Medizinische Informatik am Heidelberger Institut für Medizinische Biometrie und Informatik (Direktor: Prof. Dr. Meinhard Kieser).

Breit gefächerte Studieninhalte

Im Zuge der Vereinheitlichung europäischer Studienabschlüsse (Bologna-Prozess) wurde im Jahr 2006 auch in der Medizinischen Informatik der Diplomstudiengang in ein sechs Semester dauerndes Bachelor- und ein darauf aufbauendes, viersemestriges Master-Studium umgewandelt. Aufgrund der ungleichen Bewerberlage werden jeweils zum Sommersemester 28 und zum Wintersemester 42 Studierende zugelassen. Studenten können sich direkt in Heidelberg und Heilbronn bewerben.

Die Studieninhalte sind breit gefächert – besonderen Wert legen die Organisatoren darauf, dass sich die Studenten vom ersten Semester an nicht nur mit technischen, sondern auch mit medizinischen Inhalten auseinandersetzen. „Der Medizin-Informatiker muss nicht jedes Krankheitsbild kennen, aber er muss die Sprache der Mediziner verstehen“, sagt Professor Hartmut Dickhaus.

Bewerber um einen Studienplatz sollten Interesse für Naturwissenschaften haben, keine Abneigung gegen Mathematik und Computer hegen und interdisziplinär arbeiten wollen. Programmierkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, diese können in Vorkursen nachgeholt werden. Im Studium enthalten ist übrigens eine vollwertige Informatik-Ausbildung. Rund die Hälfte der mittlerweile rund 1400 Absolventen arbeitet in der Medizin-Informatik, die andere Hälfte in anderen Informatiker-Berufen. Die Absolventen aus Heidelberg-Heilbronn sind auf dem Arbeitsmarkt ausgesprochen gefragt: „Teilweise werden die Studenten schon während des Studiums angeworben“, so Hartmut Dickhaus.

Und was bringt die Zukunft?

Mittlerweile hat sich die Medizinische Informatik an vielen deutschen Universitäten etabliert, verschiedene Studiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten werden angeboten. Die Euphorie der Anfangsjahre ist einer realistischen Einschätzung der Möglichkeiten gewichen. „Die Technikgläubigkeit hat heute abgenommen“, sagt Professor Hartmut Dickhaus. „Damals traute man dem Computer voller Euphorie zu, eines Tages sogar eine automatisierte Diagnose abzugeben oder einen Gesundheits-TÜV durchzuführen“.

Und heute? „Die Erwartungen sind bescheidener. Die Individualität des Menschen ist eine enorme Herausforderung und steht in einem Gegensatz zum ingenieursmäßigen Denken“, erklärt Dickhaus, der in diesem Jahr 30-jähriges Dienstjubiläum in Heidelberg hat.

Als wichtige Trends der Zukunft sieht er daher ganz unterschiedliche Bereiche: Neben der molekularen Medizin, die mit Genomanalysen auf die Spur von Krankheiten kommen will, neuen bildgebenden Verfahren und einer besseren Vernetzung im Gesundheitswesen ist die Entwicklung guter Benutzerschnittstellen ein wichtiges Thema. „Die Akzeptanz von Systemen durch den Anwender ist entscheidend“, so Dickhaus. „Eine tolle Software kann an ganz einfachen Dingen – wie beispielsweise einer liederlichen Benutzeroberfläche – kläglich scheitern.“

Weitere Informationen über den Studiengang „Medizinische Informatik“ im Internet:
Universität Heidelberg: www.klinikum.uni-heidelberg.de/Medizinische-Informatik.1193.0.html
Hochschule Heilbronn: www.hs-heilbronn.de/studiengaenge/mib/studium

Ansprechpartner:
Prof. Dr. H. Dickhaus
Universität Heidelberg , Institut für Medizinische Biometrie und Informatik
Im Neuenheimer Feld 305, 69120 Heidelberg
Tel. : 06221/56 7483, Fax : 06221/56 4997
E-Mail: hartmut.dickhaus@med.uni-heidelberg.de

Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
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Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg